Prophetenbegeisterung unter jüdischen und christlichen Intellektuellen um 1900 – Das Beispiel Benzion Kellermann
Vortrag von Dr. Torsten Lattki
Seit dem 19. Jahrhundert war unter vielen reformorientierten protestantischen und jüdischen Gelehrten eine außerordentliche Wertschätzung der biblischen Propheten zu vernehmen. Während es bei ihrer Bewertung als Verkünder des „ethischen Monotheismus“ häufig Schnittmengen gab, unterschieden sich christliche und jüdische Wissenschaftler jedoch fundamental im Umgang mit ihnen für die aktuelle Theologie und Religionsphilosophie.
So bewerteten die meisten christlichen Theologen die jüdische Geschichte nach den Propheten als „Verfallsgeschichte“. An deren Ende stand ihnen zufolge Jesus Christus, der den prophetischen Geist wieder zur Entfaltung und Erfüllung brachte, wodurch das Judentum sein religiöses Existenzrecht verloren habe. Jüdische Gelehrte machten dagegen selbstbewusst die Propheten und ihre Verkündigungen zum Ausgangspunkt eines zeitgemäßen Judentums, das in ihren Augen sogar noch besser als das Christentum den Herausforderungen der Moderne begegnete.
Dr. Torsten Lattki wird dieses faszinierende Kapitel christlichen und jüdischen Denkens vorstellen und dabei besonders aufzeigen, wie der Rabbiner und Religionsphilosoph Benzion Kellermann (1869 – 1923) für ein prophetisches Judentum argumentierte.
Biographie: Dr. Torsten Lattki ist Studienleiter für interreligiösen Dialog und gegen Antisemitismus beim Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V. 2015 erschien seine Doktorarbeit „Benzion Kellermann. Prophetisches Judentum und Vernunftreligion“.
Datum: 7. April 2022
Uhrzeit: 19.30 Uhr
Ort: Lydiasaal des kfd, Marsstraße 5 /III (Lift), 80335 München
Anfahrt: Hauptbahnhof (zu Fuß ca. 150 m)
Anmeldung: info@gcjz-m.de
Eintritt: frei